Aktuell werden 102.397 junge Menschen in den Betrieben ausgebildet – 2024 bringt bildungspolitische Meilensteine für die berufliche Aus- und Weiterbildung
Wien (OTS) – „Die Lehrlingsausbildung ist ein essenzieller Puzzlestein am heimischen Wirtschaftsstandort, wenn es um die Sicherung von Fachkräften geht. Die Corona-Delle wurde in den vergangenen beiden Jahren sehr deutlich wettgemacht“, betont Mariana Kühnel, stv. WKÖ-Generalsekretärin. Stand Ende Dezember machten 102.397 Menschen in den heimischen Ausbildungsbetrieben eine Lehrlingsausbildung: Das ist ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 0,5 Prozent. (Da die Zahl der Lehrlinge in einer überbetrieblichen Ausbildung deutlich gesunken ist, ergibt sich die Gesamtzahl von 108.266 Lehrlingen mit Ende 2023 bzw. insgesamt ein Plus von 0,2 Prozent).
Erfreulich ist auch dieses Jahr die Zahl der Neuanfänge (Lehrlinge im ersten Lehrjahr in der betrieblichen Ausbildung): Diese beläuft sich mit Jahresende 2023 auf 31.111. Das ist zwar gegenüber dem sehr hohen Vorjahreswert ein Rückgang um 3,0 Prozent, liegt aber klar über dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre (29.870). „Der Wermutstropfen: Die Zahlen könnten noch deutlich höher sein. Am Ausbildungswillen der Betriebe scheitert es nicht, ganz im Gegenteil: Die Betriebe hätten gerne mehr Lehrlinge, tun sich aber schwer damit, Bewerberinnen und Bewerber zu finden“, sagt Kühnel und verweist auf die aktuellen AMS-Zahlen: Auf eine beim AMS offen gemeldete Lehrlingsstelle kommen nur 0,6 Bewerbungen.
„Um es ganz klar zu sagen: Wir haben nicht nur einen Arbeits- und Fachkräfte-, sondern vor allem auch einen Lehrlingsmangel“, betont die stv. WKÖ-Generalsekretärin. Es gelingt zwar seit Jahrzehnten in Österreich konstant, ungefähr 40 Prozent der Altersgruppe für eine Lehrlingsausbildung zu gewinnen. Die Wirtschaft würde aber noch mehr ausbildungswillige Menschen benötigen, um den künftigen Bedarf an Fachkräften zu decken.
Österreich ist Europameister
Dass die Ausbildung in Österreich erstklassig ist, lässt sich an mehreren Zahlen festmachen: Eines der Blitzlichter 2023 war Österreichs erfolgreiches Abschneiden bei EuroSkills2023 in Danzig. Team Austria kehrte mit 7 Gold-, 6 Silber-, 5 Bronzemedaillen sowie 9 Medallions für besondere Leistungen zurück. Damit holte Österreich in Polen die meisten Medaillen aller 32 teilnehmenden Nationen. Kühnel: „Das beweist abermals, dass wir, was unser Aus- und Weiterbildungssystem angeht, ganz vorne mit dabei sind.“
Daneben konnte der OeAD – die Agentur für Bildung und Internationalisierung – den 10.000sten Lehrling über das Programm Erasmus+ zu einem Auslandsaufenthalt verabschieden, die Fördersätze dafür wurden deutlich erhöht. „Mehr Internationalität stärkt unsere heimischen Jungfachkräfte, bereichert die Ausbildung und stärkt damit auch die Unternehmen. Wir wollen, dass noch mehr Lehrlinge gerade aus Klein- und Mittelbetrieben diesen wertvollen Perspektivenwechsel erleben können“, so Kühnel.
Und auch der WKÖ CodingDay 2023 ging mit einem absoluten Teilnehmerrekord über die Bühne: Insgesamt 417 Lehrlinge aus allen neun Bundesländern entwickelten und programmierten beim apprentigo LehrlingsHackathon innovative Smartphone-Apps.
Digitale Skills standen 2023 generell hoch im Kurs: Die Aus- und Weiterbildungsplattform wîse up bietet neben 20.000 Kursinhalten nun eigens entwickelte Lernstrecken für Lehrberufe, mit denen Lehrlinge und Ausbilder in Österreich beim digitalen Lernen unterstützt werden.
Viele Lehre-Highlights 2024
Im neuen Jahr sind schon jetzt mehrere Highlights absehbar: Im Mai 2024 tritt das lang ersehnte Gesetz für die Höhere Berufliche Bildung (HBB) in Kraft. „Wir sehen darin den größten bildungspolitischen Meilenstein seit 30 Jahren, seit der Gründung der Fachhochschulen“, betont Kühnel. „Damit wird eine neue Ära der beruflichen Weiter- und Höherbildung in Österreich möglich: Es entsteht ein vollwertiger Zweig der berufspraktischen Qualifizierung, der den Vergleich mit der akademisch-hochschulischen Welt nicht scheuen muss. Dieser Karriereturbo wird die duale Ausbildung und insbesondere den Lehrabschluss noch einmal kräftig aufwerten.“